
Der schiefe Turm von Pisa gilt als das Wahrzeichen der toskanischen Stadt Pisa. Als Glockenturm gehört er zum Dom von Pisa, er ist durch Fehler in der Bauplanung heute um 3,97 Grad nach Südosten geneigt. Allgemein wird er als das bekannteste schiefe Gebäude der Welt angesehen. Einer Legende nach hat Galileo Galilei, der in Pisa geboren wurde, bei Experimenten von der Spitze des Turms die physikalischen Gesetze des freien Falls entdeckt.
In der Mitte des elften Jahrhunderts wurde in der Stadt Pisa ein großer Dom gebaut. Weil diesem Dom ein Glockenturm fehlte, wurden ein Jahrhundert später die Bauarbeiten für einen freistehenden Glockenturm, einen Campanile, begonnen. Am 9. August 1173 fand die Grundsteinlegung für den Glockenturm statt, die geplante Höhe des Turms betrug 100 Meter. Er wurde unter anderem von dem Bildhauer Bonanno Pisano geplant und sollte in seinen Umrissen vollkommen rund sein. Als Material für den Bau wurde Marmor verwendet, in Gefahrensituationen sollte er außerdem Geistlichen als Schutzraum dienen. Etwa zwölf Jahre nach der Grundsteinlegung war die dritte Etage des Glockenturms vollendet, die bisher erreichte Höhe zeigte deutlich eine Schieflage in Richtung Südosten. Die Absenkung des Fundaments war im Boden begründet, der aus lockerem Sand und Lehm bestand und das Gewicht des Turms nicht tragen konnte. Aktuelle Ausgrabungen haben außerdem gezeigt, dass der Turm auf dem Gebiet einer ehemaligen Insel am Rande eines antiken Hafenbeckens erreichtet wurde, das zur Zeit des Baus bereits versandet war und die nachgiebige Struktur des Bodens erklärt.
Etwa 100 Jahre ruhten die Arbeiten am Glockenturm von Pisa, weil ein Korrigieren der Ausrichtung mit den damaligen Mitteln nicht möglich war. Als die Arbeiten wieder aufgenommen wurden, bauten die Architekten die folgenden Stockwerke schräg, um die Schieflage des Turms auszugleichen. Doch die Planung misslang und im Jahr 1372 wurde der schiefe Glockenturm von Pisa mit einer Glockenstube in der Spitze fertiggestellt. Entgegen den ursprünglichen Planungen beträgt seine Höhe aus Sicherheitsgründen nur 54 Meter, im Durchmesser ist er zwölf Meter breit. Der schiefe Turm von Pisa wurde durch seine Schräglage schnell zum Wahrzeichen der toskanischen Stadt. Doch nicht nur seine Schieflage machte ihn zu einer besonderen Sehenswürdigkeit. Die runde Struktur des Glockenturms war zu der Zeit seiner Fertigstellung nicht verbreitet und somit eine besondere Form der Architektur, der weiße Carrara-Marmor, der für den Bau verwendet wurde, war als Baumaterial außergewöhnlich wertvoll und selten.
Im Jahr 1987 wurde der schiefe Turm von Pisa gemeinsam mit dem Dom zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt. Im Jahr 1990 drohte der Turm allerdings einzustürzen, das Gewicht und die Schräglage belastete den weichen Boden zu stark. Es wurden verschiedene Rettungsmaßnahmen eingeleitet, um den schiefen Turm von Pisa als Wahrzeichen der Stadt zu erhalten. So wurden die bereits vorhandenen Risse im Marmor mit Stahlringen gesichert, die höherliegende Seite des Fundaments wurde mit rund 900 Tonnen Blei beschwert. Im Jahr 1999 schließlich wurde unter dem Glockenturm ein Teil des Bodenmaterials über gezielte Bohrungen entnommen, damit sich das verbleibende Material gleichmäßiger verteilen konnte. Dabei wäre eine gerade Aufrichtung des Turms möglich gewesen. Die Einwohner der Stadt sprachen sich aber gegen die vollständige Aufrichtung aus, der Turm verlor nur 10% seiner Neigung und ist heute um 3,97 Grad geneigt. Der schiefe Turm von Pisa besitzt als Glockenturm des Doms sieben verschiedene Glocken, die in früheren Jahren von Hand zu festen Tageszeiten geläutet wurden. Heute läuten die Glocken im Turm zur Mittagsstunde und vor den Messen im Dom durch elektromagnetische Schlaghämmer. Seit Dezember 2001 können Besucher den schiefen Turm von Pisa wieder besichtigen. Zu jeder halben und vollen Stunde werden Gruppen für 30 Minuten in den Turm gelassen, aus Sicherheitsgründen dürfen die Gruppen nicht mehr als 40 Personen umfassen.
Informationen zu Schiefer Turm von Pisa:
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