
Nicht ohne Grund ist das Kolosseum die beliebteste Touristenattraktion der italienischen Hauptstadt. Gilt es doch als das ikonische Symbol des antiken Roms schlechthin und zählt zu den 7 neuen Weltwundern. Die Geschichte, die sich hinter dem monumentalen Bauwerk verbirgt, fasziniert die Menschheit bis heute. Einst fanden in den Mauern des größten Amphitheaters der römischen Welt Gladiatorenkämpfe, Wagenrennen und Tierhetzen zur Volksbelustigung statt. In den unzähligen unterirdischen Gängen und Kerkern fürchteten Sklaven und Gefangene um ihr Leben. Zur Unterhaltung der Zuschauer wurde das Theater sogar mit Wasser geflutet, um Schiffsschlachten zu inszenieren.
Im Auftrag des flavischen Kaiserhauses, unter der Herrschaft Vespasians, wurde das Amphitheater von jüdischen Sklaven im Jahr 72 n. Chr. zwischen den römischen Hügeln Oppius und Palatin errichtet und unter Vespasians Sohn Titus 80 n. Chr. mit 100 Tage dauernden Festspielen eingeweiht. Die Fertigstellung des imposanten Baus geschah wahrscheinlich unter Domitian, Bruder des Titus, mit der Anlegung des unterirdischen Stockwerks. Vermutungen einiger Historiker zufolge verloren während der gesamten Spiele über eine halbe Million Menschen und mehr als 1 Million Tiere ihr Leben im Kolosseum. Die letzten Gladiatorenkämpfe wurden 435 n. Chr. ausgetragen. Tierhetzen fanden noch bis ins 6. Jh. statt. Während seiner Erbauung und bis zum 8. Jh. hieß das Kolosseum Amphitheatrum Flavium, benannt nach der Flavia Dynastie der Kaiser. Seinen heutigen Namen erhielt das Kolosseum von der einst 35 m hohen Kolossalstatue des Nero, die sich ursprünglich in seinem Palast befand und nach Neros Tod neben der Arena aufgestellt wurde.
Das römische Baukunstwerk bestand aus 100.000 m³ Travertinblöcken und 300 t Eisen, welche zur Verankerung der Steinblöcke benutzt wurden. Bis zu 50.000 Zuschauer fanden im Inneren Platz. Es gab 80 Eingänge, 4 für den Kaiser und die Senatoren, 76 für das Volk. Das Theater gliederte sich in verschiedene Zuschauerränge mit strenger Sitzordnung. Der Kaiser hatte eine eigene Loge. Dort saßen auch die Senatoren und Vestalinnen. Etwas höher nahmen die Ritter Platz, dahinter die wohlhabenden Bürger und zuletzt die ärmere Bevölkerung. Die Höhe des Kolosseums betrug circa 50 m, der große Durchmesser der Ellipse 188 m, der kleine 156 m. Der Boden war mit Brettern belegt. Ein Sonnensegel konnte über die Arena gezogen werden, um vor Hitze zu schützen. Noch heute ist erkennbar, dass die Fassade 4 Stockwerke umfasst. Die unteren 3 Ebenen zieren von Halbsäulen und Bogen gerahmte Arkaden, von unten nach oben in dorisch-toskanischer, dann ionischer und schließlich korinthischer Ordnung. Im vergleichsweise schlichten Attikageschoss sieht man noch die Löcher für die Holzpfosten zur Halterung des Sonnensegels. Im Unterbau des Kolosseums befanden sich die Tierkäfige, Zweckräume und Kerker. Die Kellerräume setzten sich aus einem weitverzweigten System von Tunneln und Gängen zusammen. Die wilden Tiere und Gladiatoren konnten durch Falltüren, Aufzüge und Rampen in die Arena hinein- und herausgebracht werden. Mithilfe von ausgeklügelten Flaschenzügen und Winden konnten zudem Landschaftskulissen und Bühnenbilder transportiert werden.
Das Amphitheater musste einige Male restauriert werden. Im Jahr 320 schlug beispielsweise der Blitz ein, in den Jahren 847 n. Chr. und 1231 n. Chr. gab es die größten Schäden durch Erdbeben. Bis das Theater im 11. Jh. vom Adelsgeschlecht der Frangipani zur Burg umfunktioniert wurde, nutzten es die Römer teilweise als Wohnräume. Im Jahr 1312 wurde das Kolosseum schließlich durch Kaiser Heinrich VII. der Stadt und dem Volk von Rom geschenkt. Wie viele antike Gebäude fungierte es seitdem als Steinbruch für Paläste und Kirchen. Die herausgebrochenen Travertinblöcke wurden sogar teilweise bei der Erbauung der Peterskirche des Vatikans verwendet. Erst unter Benedikt XIV. (1740-58) wurde die Zweckentfremdung als Steinbruch verboten. Seit 2013 findet eine normale Restaurierung des Amphitheaters statt, die 3 Jahre andauern soll. Das Kolosseum bleibt dabei weiterhin für die 5 Millionen Besucher jährlich geöffnet.
Informationen zum Kolosseum:
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